Unsere Kirche
Einen gedruckten, bebilderten Kirchenführer aus dem Jahr 2005 in deutscher Sprache mit ungarischer und englischer Kurzfassung erhalten Sie gegen eine Spende in der Kirche und im Gemeindebüro.
Eine Beschreibung der Kirche in ungarischer Sprache mit zahlreichen Bildern und einem ausführlichen Literaturverzeichnis ist hier archiviert.
Über die im Jahr 2020 abgeschlossene Teil-Renovierung der Kirche berichtet in ungarischer Sprache eine Architektur-website in zwei Artikeln mit Fotos und Videos:
- https://epiteszforum.hu/lelekablak–a-megujult-szent-ferenc-sebei-templom-szentlelek-ablaka
- https://epiteszforum.hu/arpad-hazi-szent-erzsebet-kek-ruhaja–a-budai-erzsebet-apacak-szent-ferenc-sebei-templomanak-felujitasa-
Hier gibt es ein „Abstract“ (Inhaltsdokumentation/Kurzreferat) in englischer Sprache und den Zugang zu einem bebilderten Artikel in ungarischer Sprache im pdf über die letzte Teil-Renovierung der Kirche.
Kirche zu den Wundmalen des Hl. Franziskus
Anfang des 11. Jahrhunderts kamen aus dem Westen die ersten Franziskanerbrüder nach Ungarn, und schon 1238 machten sie eine selbständige Provinz. Sie waren sehr bekannt und erbauten landesweit zahlreiche Kirchen und Klöster. Parallel dazu siedelte sich der Orden auch im südlichen Nachbarland des mittelalterlichen ungarischen Königreichs in Bosnien. Während der Orden in Ungarn die Vorschriften des Hl. Franziskus in einer erleichterten Form befolgt hat (sie wurden Franziskaner-Konventualen genannt, auch bekannt als Minoriten), gehörten die bosnischen Glaubensbrüder zu den Observanten, die die ursprünglichen Ordensregeln streng beachtet haben. Die Observanzbewegung verbreitete sich auch in Ungarn und mit der Zeit bemühten sich die ungarische Glaubensgemeinschaften sich selbstständig zu machen: Papst Eugen VI. hatte im laufe des Jahres 1447 die ungarische Observanten von den bosnischen abgetrennt und sie in eine autonome Provinz eingeteilt.
In der zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, nach dem Einzug der Türken, kamen die bosnische Franziskanerbrüder wieder nach Ungarn und wandten sich der Seelsorge der südslawischen Katholiken zu, die sich vor allem in den Städten angesiedelt hatten. Diese Brüder gehörten zu der im Jahre 1517 gegründeten Bosna-Argentina-Provinz, die 1757 mit Breve des Papstes Benedikt XIV. aufgelöst wurde. An der Stelle jener Provinz liess er zwei neue Gründen: die auf ungarisch-slowenischem Gebiet gestiftete Provinz wurde dem Hl. Johannes Kapistran geweiht. Das ist der Grund, warum die in Ungarn lebenden bosnischen Franziskaner Kapistraner genannt wurden.
Baugeschichte der Kirche
Nach 1514 wurde Buda Residenzstadt der Türken. In der Stadt hatte sich eine bedeutende Anzahl südslawischer Einwohner niedergelassen und bald darauf erschienen auch die bosnischen Franziskaner. Jeweils zwei Brüder waren in Buda und später in Pest tätig, wo sie 1649 ein Ordenshaus und daneben eine Kapelle errichtet haben. Während des Angriffs des christlichen Heers 1684 ist alles vernichtet worden.
Von den Türmen der Budaer Burg ist der türkische Halbmond am 2. September 1686 endgültig abgefallen. Nach dem Sturm war die einstige Residenz der ungarischen Könige fast vollkommen zerstört, der Großteil der Einwohner ist umgekommen oder geflohen.
Dennoch fing man schon bald mit dem Wiederaufbau und mit dem Besiedeln der Stadt an. In das Stadtviertel Víziváros (Wasserstadt), das auf der Donauseite des Burgberges liegt, sind die einstigen südslawischen Bürger zurückgekehrt. Neben ihnen sind auch Ungarn und in immer größerer Zahl Deutsche gekommen. 1714 waren schon 76 Prozent der Einwohner deutsch, und nur drei bzw. sieben Prozent Ungarn oder Slawen.
Neben den Serben sind 1688 wieder die bosnischen Franziskaner erschienen, und weil sie sich unter ihren Anhängern niederlassen wollten, suchten sie sich in der Wasserstadt einen angemessenen Platz. Ihre Wahl fiel auf die zertrümmerte Mustafa Moschee und auf die neben ihr stehenden Derwischwohnungen, die die Brüder von der königlichen Kammer auch bekommen haben. Doch die ungarischen Franziskaner waren darum bemüht, die bosnischen aus dem Land zu verdrängen: Nach der Beschluss des Regierungsrats im Jahre 1691 durften sie zwar in ihren schon vorhandenen Klöstern bleiben, aber für die Gründung von neuen brauchten sie die Erlaubnis des Königs. Wegen dieses Beschlusses wandten sich die bosnischen Frater noch im selben Jahr an König Leopold I., der in einer Urkunde ihre Güter sichern ließ. Als Begründung hob hervor, dass die Brüder während der Türkennbesetzung ihr Leben riskiert hatten, um geistlichen Dienst neben den Serben leisten zu können. Zudem liess Leopold I. ihre Kirche zum Pfarrhaus der illyrisch sprechenden Katholiken erklären.
Die Benutzung der türkischen Gebäude war aber nur eine Notlösung, und sobald es ihre finanzielle Lage ermöglichte, fingen die Brüder mit dem Bau ihres neuen Ordenshauses an und maßen den Ort des neuen Klosters aus. Nach diesem Plan steckte der Budaer Rat am 16. April 1703 das Grundstück ab. wo das Ordenshaus und die Kirche aufgebaut werden konnten. Noch im selben Jahr fing man mit den Bauarbeiten an: Am 1. Mai wurde als erstes der Grundstein des westlichen Klosterflügels gelegt. Die Pläne hatte Ingenieur-Oberst Nicolaus Panny Dumont entworfen. In derselben Zeit ist auch die Moschee abgerissen und auf demselben Platz eine kleine Kirche errichtet worden. Die Bauarbeiten verliefen offensichtlich sehr schnell, denn schon am 25. Juni fand in der Antoniuskapelle der Kirche eine Beisetzung statt. An die kleine (20,85 x 10,75 m) einschiffige Kirche, die mit den drei Seiten eines Achtecks endet, schlossen sich an der Nordseite die Sakristei und an der Südseite die oben erwähnte Antoniuskapelle an. Die Kirche hatte fünf Altäre. Die Gläubigen ließen sich vor dem Hl. Kreuz-Altar im Jahre 1709 begraben, vor dem Immaculata-Altar im Jahre 1712. Vielleicht gehörte zum letzteren das Maria vom Guten Rat-Heiligenbild, nach dem J. F. Binder einen Stich angefertigt hat, und das jetzt in der Sakristei hängt. Ebenfalls könnte es dieser Altar sein, auf den zwischen 1717 und 1724 eine mit Ehrfurcht umgebene Immaculata- Skulptur versetzt wurde, die ursprünglich in der alleinstehenden Kapelle am Rande des Franziskaner-Grundstücks stand. In der Hl. Antonius-Kapelle der Kirche wurde wahrscheinlich ein Altar mit entsprechendem Titel errichtet. Unter dem Gebäude befand sich eine Krypta, die 1716 wahrscheinlich neu errichtet wurde.
Nachdem die kleine Kirche fertig war, stand wieder die Erweiterung des Klosters im Mittelpunkt. Die alten Gebäude wurden abgerissen und an ihrer Stelle baute man ab 1722 den Flügel zum Marktplatz (Vásártér, heute Batthyány-Platz), dann ab 1726 den Flügel zur Donau. Der Nordflügel, der das Klosterviereck abgeschlossen hat, entstand nach der Errichtung der heutigen Kirche. Das Kloster hatte eine reiche Bibliothek und baute ein Seminar für Theologie und Geisteswissenschaften aus.
Mit der Zeit konnte die kleine Kirche mit ihrer bescheidenen Größe und Einrichtung den Erwartungen immer weniger entsprechen. Die zunehmende Zahl der Gläubigen machte eine größere, die großzügigen Spenden eine prachtvollere Kirche notwendig. Unter feierlichen Umständen wurde am 19. Juli 1731 der Grundstein der neuen Kirche gelegt. Das alte Gebäude ist jedoch nicht gleich abgerissen worden, noch 1732 fanden in der Krypta der Hl. Antonius-Kapelle Begräbnisse statt.
Von der zweiten Kirche ist im Jahre 1735 zuerst die Apside fertig geworden, als auf die Dachspitze über dem Heiligtum ein schmiedeeisernes Kreuz befestigt wurde, das heute noch zu sehen ist. 1737 wurde das Dach über das ganze Gebäude erbaut, danach die Westfassade, deren Erstellungsdatum nach der chronistischen Schrift 1740 ist. Am Turm an der Südseite der Fassade baute man zwischen 1739 und 1741. Der Architekt der Kirche ist unbekannt.
Die Bauarbeiten waren kaum zu Ende, schon fing man mit der Inneneinrichtung an. 1742 standen vier Altäre, den Pestheiligen, dem Hl. Kreuz, der Hl. Jungfrau Maria und der Schwarzen Madonna geweiht. In der Mitte der Kirche hing ein Kronleuchter, das Chorgitter ist mit Bildern versehen worden, in der Sakristei stand ein steinernes Becken, ein Altar und ein Schrank. 1743 ist die Orgel aufgestellt und noch im selben Jahr der Hl. Antonius-Altar eingeweiht worden. Die Bauarbeiten an der Kanzel dauerten von 1741 bis 1752, und wahrscheinlich sind in derselben Zeit die Bänke im Schiff geschnitzt worden. Mit dem Anstreichen der Apside und der Aufstellung des Hochaltars war die Kirchendekoration im Jahre 1756 vollständig. Die Inspektion im selben Jahr berichtete schon über neun Altäre. Als Ergebnis der jahrzehntelangen Arbeiten hat ein Franziskaner-Bischof aus Bosnien namens Zbisko die Kirche zu Ehren der Wundmale des Hl. Franziskus eingeweiht.
Die Ordensgeschichte von 1766 beschrieb kurz die Inneneinrichtung der Kirche. Nach dieser Schrift schmückt die Apside das Ebenbild des S. Maria Angelorum-Tempels, während das Hochaltarbild die Stigmatisierung des Hl. Franziskus darstellt.
Der erste Altar auf der Evangelistenseite (links) ist der Hl. Anna geweiht, darauf folgen die Ältäre der Silbermadonna, des Hl. Antonius von Padua und des Hl. Johannes von Nepomuk. Auf der Epistelseite (rechts) folgen dem Altar der Maria von Brünn der Hl.-Kreuz-Altar, der Altar der Pestheiligen und zum Schluss der Hl. Margarethe von Schottland-Altar.
Den grössten Teil der Inneneinrichtung wie es das Ordensbuch im Zusammenhang mit den Altären beschreibt hat „der Konvent aus frommen Spenden, mit eigenen Kunstmitteln vollendet“. Die Laienbrüder-Werkstatt in der Wasserstadt zeigte zuerst ein Grundriss aus 1715, nachdem sie in einem alleinstehenden Gebäude untergebracht wurde.
Wir wissen, dass der Kronleuchter, der damals vor der Apside hing (heute in der Sakristei), mit Bildern über Mariä Himmelfahrt und die Stigmatisierung des Hl. Franziskus, das Handwerk von Miklós Cikória ist. Die mit “der Kunst des Polyklet” gebaute Kanzel ist wahrscheinlich das Werk von József Kranovetter. Nach einer aus dem Jahr 1777 stammenden Liste verfügte der Orden in dieser Zeit über einen Bildhauer, in der Person des Juniperus Silp, über sechs Tischler und über neun Schmiede. Maler werden nicht erwähnt, trotzdem kann man davon ausgehen, dass die Altarbilder auch von den Laienbrüdern stammen. Aber die leichten Rokoko-Fresken der Apside zeugen von der Arbeit eines qualifizierten Meisters, der auf Anfrage die Bilder anfertigte. Manche Details der illusionistisch gemalten Kuppel deuten auf eine Verwandschaft mit den Wandgemälden aus dem Jahre 1748 von C. F. Sambach in der Jesuitenkirche in Székesfehervér (deutsch Stuhlweißenburg) hin, doch die Schwächen der Figurendarstellung und der Komposition schließen die Arbeit des österreichischen Meisters an der Dekoration aus. Eher könnte man mit der Mitarbeit des vielbeschäftigten Budaer Malers Gergely Vogl (1717-1782) rechnen, bei dessen anderen Bildern sich auch der Einfluss des erwähnten Sambach-Werkes nachweisen lässt. Wahrscheinlich stammt auch das Hochaltarbild aus seinem Pinsel.
Die Kapistraner durften die fertiggestellte Kirche und das Kloster aber nicht lange benutzen, denn nach einer Verordnung des Kaisers Josef II. mussten sie das Kloster der Augustiner auf der Landstraße (heute: Margit körút) übernehmen. Anstelle der Franziskanerbrüder kamen aus Wien Elisabeth-Ordensschwestern unter der Leitung der Oberin Klara Anger. Die Nonnen wandten sich der Krankenversorgung zu. Das Kloster wurde zwischen 1785 und 1787 nach den Plänen des Kammeringenieurs J. J. Tallherr umgebaut, wobei der Flügel zur Hauptstraße (Fő utca) eine neue Fassade im spätbarocken Stil mit klassizistischen Elementen bekommen hat. Das Klosterviereck wurde Ende des 19. Jahrhunderts mit einem Flügel in U-Form erweitert. Die Spenden von István Marczibányi haben den Bau eines Versorgungshauses für Frauen ermöglicht, das 1804-1805 an der Nordseite der Kirche gebaut wurde.
Die Elisabeth-Nonnen nahmen nur kleinere Veränderungen an der Kirche und in der Inneneinrichtung vor. Im Jahre 1829 verlegten sie das Heiligenbild der Madonna von Brünn vom Altar und stellten stattdessen K. Helds HI. Florian-Bild auf. In derselben Zeit könnte auch das Bild der HI. Anna in ein neueres umgetauscht worden sein. Auf die Altäre haben die Nonnen unzählige Reliquien und Heiligenbilder gestellt, nach denen J. F. Binder Stiche angefertigt hatte. Die Fresken der Apsis malten Ferenc Innocent und Károly Bader im Jahre 1890, wobei die barocke Apsidendekoration verschwand. Der Turm bekam in dieser Zeit eine Spitze, die der Turmspitze der nahen Hl. Anna Kirche ähnlich sieht. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs wurde der Baukomplex schwer beschädigt, die Fresken aus dem vergangenen Jahrhundert sind von den Wänden gefallen. Nur in der zweiten Hälfte der 80er Jahre kam es zur Renovierung des Kirchen inneren und zur Freilegung und Restaurierung der Apsisfresken.
Beschreibung der Kirche
Die Hauptfassade der Kirche zum HI. Franziskus sieht auf die schmale Straße Fő utca, deswegen gibt es von hier aus keine gute Sicht auf sie. Die großen, glatten Flächen werden von zierlichen Pilastern auf hoher Basis und mit toskanischem Kapitell gegliedert, die ein weites Sims tragen. Über dem Sims erhebt sich eine giebelige, mit Voluten unterstützte Attika. Die ein wenig eintönige Fassade schmücken fein geformte Skulpturen der Heiligen aus dem Franziskanerorden und der Maria, die besonders verehrt wird. Auf den Voluten der Attika stehen der HI. Ludwig von Toulouse und der Bischof Hl. Bonaventura und in den Seitennischen die berühmtesten Franziskaner, der HI. Franziskus von Assisi und der Hl. Antonius von Padua. Über das von ionischen Pilastern eingerahmte Tor mit einem durchbrochenem Bogen steht in der Nische eine Immaculata-Skulptur, die von zwei knienden Engeln angebetet wird. Zwischen der Nische und dem Tor ist das geschnitzte Wappen des Ordens und das Baujahr zu sehen. An der Südseite der Fassade erhebt sich der dreistöckige Turm, der erst mit toskanischen, dann mit ionischen und zum Schluss mit korintischen Pilasterkapitellen gegliedert ist. Am Fenster im Erdgeschoss wurde ein feines Eisengitter im Rokoko-Stil installiert, das aus der Werkstatt des Ordens stammt, wie auch die dekorativen schmiedeeisernen Kreuze, die sich auf dem Giebel der Hauptfassade und auf der Dachspitze über der Apside befinden.
Nach der bescheidenen Fassade empfängt den eintretenden Besucher ein farbenfrohes und prachtvoll eingerichtetes Rokokoinneres. Das weiträumige, hallenartige Schiff wird von zwei Pfeilerpaaren in drei Abschnitte geteilt, im westlichen Teil wurde die Orgelempore aufgebaut. Die Pfeiler gliedern Pilaster mit korintischen Kapitellen. Auf die Kapitelle der Fassadenseite stützen sich die die böhmischen Kappelengewölben abgrenzenden Tragbögen. Die Apside vom Schiff abtrennenden Triumphbögen gliedern kannelierte Pilaster.
Die während der letzten Restaurierung gefundenen Farbspuren ermöglichten, dass das Kircheninnere seine ursprüngliche Färbung wiedererhält. So wurden die Schiffswände grün gestrichen, der Anstrich der Pfeiler imitiert rote Marmorverkleidung, die Kapitelle bekamen eine dunkelgrüne Farbe. Die Pilaster des Triumphbogens sind grau, ihre Kapitelle mit Gold verziert. Das Sims ist purpur. Das blaue Gewölbe beugt sich wie der Himmel über das Kircheninnere. Die Oberflächen der aus Holz gezimmerten Altäre belegt auch ein Edelmarmor imitierender Anstrich in verschiedenen Tönen von blau, rot, grün und grau. Die dekorative Gesamtwirkung versetzt den Besucher in Erstaunen, nicht zuletzt durch die reiche Goldverzierung an den Drapieren der Skulpturen und an den Kapitellen und die ornamentalen Teile der Altäre.
Die Apside ist der schönste Teil des Kircheninneren. Die Seitenwände und die Decke schmücken leichte und dekorative Rokoko-Fresken. Wie es in der illusionistischen Wandbildmalerei des Barocken typisch ist, sind auch hier Türen, Baldachine, Vasen und bunte Blumengewinde auf der Wand zu sehen, daneben Balkone die sich dem Schein nach aus dem Oratorium hinter ihnen öffnen – mit auf das obere Stockwerk schauenden Figuren. In den Personen sind die Vorsteher des Klosters (in Mönchsgewand), die Leiter der in der Kirche tätigen religiösen Fraternität (im Ordenskleid und Kapuze auf dem Kopf) und ein weltlicher Wohltäter der Franziskaner, vielleicht der italienisch-stämmige reiche Händler Peter Bermucca, der 1752 Syndikus der Kirche war und die Brüder mit bedeutenden Summen unterstützt hatte, zu erkennen. Auf die Wölbung malte Gergely Vogl ein wundersames Ereignis, das in der S. Maria Angelorum geschehen war, und Ursprung des Portiuncula-Ablasses ist. Der Legende nach bewirkte der Hl. Franziskus von Assisi mit seinem Gebet zu Christus und Maria einen Ablass für die kleine Kirche. Die Engel der Rosen verstreut, deutet auf ein anderes Wunder hin, das mit dem vorherigen Ereignis verknüpft ist: Franziskus legte sich auf einen Dornbusch, um sich Schmerzen zuzufügen, doch die Rosendornen verwandelten sich in rote und weiße Rosen. Die Szene auf den Wolken spielt in der himmlischen Sphäre, die man durch die durchbrochene, mit Balkonen und Nischen zur wahrheitlichen Dekoration erklärten Pseudokuppel erblicken kann.
Das Hochaltarbild stellt die Stigmatisierung, das heißt das Erhalten der Wundmale Jesu bei dem Hl. Franziskus von Assisi dar. Franziskus kniet vor einem Kruzifix, doch er richtet seinen Blick auf eine wundervolle Erscheinung am Himmel, auf den gekreuzigten Christus, der sich auf Cherubimflügeln nähert. Rote Strahlen scheinen aus den Wundmalen des Erlösers, die so auch an den Händen, Füßen und an der Seite von Franz erscheinen. Im Hintergrund ist die Portiuncula–Kirche zu sehen und der Ordensbruder, der das Leben des Franziskus niederschrieb, der Hl. Bonaventura.
An den Seiten des Hochaltars stehen die dynamischen, Würde ausstrahlenden, spätbarocken Skulpturen der Apostelfürsten Petrus und Paulus. Je zwei Engel sind über und neben ihnen zu sehen, die die Attribute der Heiligen (Schlüssel und Schwert) tragen. Auf dem Giebel thront die Heilige Dreifaltigkeit von Engeln und Putten umgeben.
Zwei gleiche Rokoko-Altäre stehen an den Seiten des Triumphbogens, die sich von den anderen Altären darin unterscheiden, dass sie nicht architektonisch aufgebaut sind. Der Altar der Evangelistenseite wurde der HI. Anna geweiht. Obwohl das heutige Altarbild aus dem 19. Jahrhundert stammt, wiederholt es die typischen Elemente der barocken Malerei. Anna hinter ihr steht ihr Mann Joachim bringt ihrer kleinen Tochter Maria mit Hilfe der Steintafeln auf der rechten Seite das Schreiben und die Gesetze des Moses bei, was auch von ihrer Tugend zeugt. Die fein modellierten Skulpturen, in splitterigen Falten gekleidet, stellen den Hl. Johannes den Täufer und den Apostel Jakobus dar: Beide sind mit Anna verwandt, und letzterer ist auch der Autor des Apokryphs, das das Leben der Mutter von Maria erzählt.
Auf der Epistelseite steht der Altar, der mit den Spenden von Peter Bemucca erbaut wurde. Den Altar schmückte ursprünglich die Schwarze Madonna von Brünn-Heiligenbild, doch dieses wurde am Anfang des 19. Jahrhunderts durch das Altarbild des Hl. Florians, dem Schutzpatron gegen Feuer, ausgetauscht, was auch des großen Feuers im Stadtteil Tabán gedenkt. Die Skulpturen sind mit dem einstigen Maria-Bild verbunden und bilden den Hl. Johannes von Nepomuk und wahrscheinlich Duns Scotus ab. Beide waren große Verehrer der Maria.
In die Kapellen des Schiffes hat die Laienwerkstatt große, zweistöckige, architektonisch aufgebaute Altäre aufgestellt. Der erste Altar auf der Evangelistenseite wurde der Hl. Immaculata geweiht. ln der Mitte des Retabels steht die Immaculata-Skulptur, die nach der Überlieferung ursprünglich in der Kapelle aufgestellt wurde, die die Grundstückgrenze der Franziskaner markierte. Aber weil die Skulptur so verehrt wurde, stand sie schon bald in der ersten Kirche. Von ihrer Bedeutung zeugt zudem, dass der Grundstein der neuen Kirche unter den geplanten Immaculata-Altar gelegt wurde, darauf verweist auch die Inschrift. Die grazil in S-Form gebeugte Maria im Strahlenkranz steht auf dem Mond, diese Motive sind die Symbole für ihre Unbeflecktheit. Der den Mond haltende Engel deutet auf ihre körperliche Auferstehung hin. Die Figuren des Hl. Josef mit dem Kind Jesu und des Joachim verweisen auch auf die Immaculata, denn Maria blieb sowohl bei ihrer eigenen Geburt, als auch in ihrer Ehe frei von körperlichem Verlangen, und so hatte sie keinen Anteil an der Erbsünde.
Auf der Episielseite steht der bei den Franziskanern obligatorische Hl.-Kreuz-Altar, an dessen Rückwand ein prächtiges, geschnitztes Kreuz angebracht wurde. Die Skulpturen von Maria, dem Apostel Johannes und der Maria Magdalena stammen aus der aufgelösten Kirche der Klarissen in Buda.
Im zweiten Kapellenpaar auf der Evangelistenseite wurde der Altar des Hl. Antonius von Padua aufgestellt. Antonius trägt auf dem Bild ein Mönchsgewand, als Zeichen seiner engelhaften Unschuld hält er eine Lilie in der Hand und ein Buch, auf dem das Jesuskind sitzt. Dies deutet auf ein wundervolles Ereignis im Leben des Antonias hin, als ihm Jesus erschienen ist. Im Hintergrund des Gemäldes schwimmt ein Schilf auf einem Fluss und wird von riesigen, monsterhaften Fischen umgeben: Antonius ist die starke Stütze in Gefahr auf Wasser. Auf dem Giebel steht das aus dem letzten Jahrhundert stammende Bild von der Hl. Margarethe aus der Árpád-Dynastie. die zum Dritten Orden der Franziskaner gehörte. Die zwei Skulpturen des Altars stellen den Papst Hl. Gregor den Großen in Oberpriester-Tracht und den Hl. Einsiedler Hieronymus – der in der Hand ein Stein, bei den Füßen ein Löwe.
Den Altar der Pestheiligen auf der Epistelseite haben die Bürger der Wasserstadt nach der Epidemie im Jahr 1739 gemäß ihres Gelübdes aufstellen lassen. Das Altarbild zeigt die Heiligen, die während der Seuche am meisten um Hilfe gebeten wurden: Den HI. Sebastian, am Baum gefesselt, die Hl. Rosalie, die als Einsiedlerin in einer Höhle lebte und den Hl. Rochus, den Wanderer. Zwischen den Wolken ist die Immaculata zu sehen, um sie der Hl. Franz Xaver, Karl Borromäus, Aloisius Gonzaga, Franz von Assisi und Antonius von Padua. Darüber thront die Heilige Dreifaltigkeit. Der Maler hat im Hintergrund ein Lebensbild festgehalten: Am Stadtrand werden die Toten von den Pferdekutschen geworfen und in einer Grube vergraben. Das Giebelbild stellt den zürnenden Herrn dar, der die Menschheit wegen ihrer Sünden mit der Pest bestraft. Zwei Heilige, Johannes von Capistran und Pascal Baylon, stellen die Skulpturen dar.
Auf der Epistelseite heftet sich zu der die Kapellen trennenden Säule eine der Zierden des Inneren, die Rokoko-Kanzel, die aus Spenden von Peter Bernucca errichtet wurde. Ihre stark gegliederte Masse besteht aus dynamischen Wogenformen, ihre Oberfläche ist mit Skulpturen und reichlich verwendeten ornamentalen Schnitzereien verziert. Der Aufbau scheint vor der Säule zu schweben: Diese Wirkung wird noch dadurch unterstützt, dass der Kanzelkorb mit gewölbtem Unterteil von Putten, die aus Wolken hervorkommen, getragen wird. Für die Gestaltung der reichen figuralen Darstellung war das Predigen ausschlaggebend. Auf dem Rand des Kanzelkorbes sitzen die gestikulierenden, zierlichen Figuren der vier Evangelisten, in der Mitte bringt das Relief mit der Parabel des Sämann die Hoffnung zum Ausdruck: Die Samen des Glaubens bringen eine gute Ernte. An der Hinterwand stehen zwei Franziskaner, der Hl. Bonaventura und der Hl. Fidel zwischen den beiden Figuren das Wappen des Ordens. Auf dem mit goldener Draperie umrahmten Schalldeckel sind Voluten zu sehen, die die monumentale Christusfigur mit Kreuz in einer Hand, die andere zum Segen gehoben, halten. Seine Skulptur deutet darauf hin, dass von diesem Platz seine Lehren und Lebensparabeln weitergegeben werden, die laut der Inschrift zur Glückseligkeit fuhren. Der eine der zwei Putten neben Jesus hält ein Kruzifix, der andere eine Erzschlange in der Hand, die als Symbol für die Vorhersage der Kreuzigung im Alten Testament erklärt wird. Somit stellen sich die Einheit des Alten und Neuen Testaments dar.
In der Vorderhalle unter der Orgelempore stehen zwei kleinere, gleich gebaute Altäre: Der auf der Evangelistenseite wurde dem Hl. Johannes von Nepomuk geweiht, der im Jahre 1729 kanonisiert wurde und sich im Habsburgreich großer Ehre anfreute. Auf dem Altarbild ist eine seltene Darstellungsweise des böhmischen Heiligen zu sehen: Der leblose Körper des Heiligen liegt im Chorgewand auf einem roten Bett, im Hintergrund die Szene seines Martyriums: Weil er nicht bereit war dem König zu verraten, was seine mit Untreue beschuldigte Frau ihm gebeichtet hatte, ließ ihn Wenzel in die Moldau werfen. Auf das Bewahren des Beichtgeheimnisses deutet der Engel hinter dem Bett, sein Finger zum Mund gehoben, während sich eine Putte aus dem Himmel herablässt und den Kranz und den Palmenzweig des Martyriums mitbringt. Gegenüber steht der Altar der Hl. Margarethe von Cortona, die im 13. Jahrhundert lebte und 1728 heilig gesprochen wurde. Die in Sünde lebende Frau ist nach dem Tod ihres Mannes in den Dritten Orden der Franziskaner eingetreten und führte ein striktes Leben mit Kasteiung: Darauf verweisen die vielen Folterinstrumente im Vordergrund des Bildes.
ln der Vorhalle wurde außerdem in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts das aus grauem Granit geschnitzte, klassizistische Epitaphium der drei Mitglieder der Gyulai-Familie aufgestellt.
Die in vier Blöcken aufgestellten Bankreihen im Kirchenschiff wurden von den Laienbrüdern des Ordens fertiggestellt. Die Seitenplatten sind mit flach geschnitzter Ornamentik verziert, dazu kommen ein paar Profile, die der Tradition nach die Meister darstellen. Auf den Fassadenseiten sind Szenen mit zwei Figuren zu sehen, die wundervolle Ereignisse im Leben des Ordensgründers darstellen, offensichtlich nach dem Vorbild von Stichen.
Zoltán Székely